Einerseits ist es eine Studie über ein uns ausgiebig bekanntes Getränk. Andererseits zeigt es auch schön was der Blick aus einem einigermassen seriösen NZZ am Sonntag Artikel so macht ...
NZZ am Sonntag
Quelle: http://www.nzz.ch/wissenschaft…uegel-gestutzt-1.18291217
ZitatAlles anzeigenFragwürdige Wirkung des Energy Drinks Red Bull
Dem Bullen die Flügel gestutzt
Patrick Imhasly Heute, 27. April 2014
Eine Dose Red Bull regt den Kreislauf an, vermindert aber auch die Blutversorgung des Gehirns. Zu diesem Schluss kommt eine neue Studie. Gefährlich sind Energydrinks mit einem erhöhten Gehalt an Koffein nicht – wenn man den Konsum im Griff hat.
Red Bull verleiht nicht nur Flügel, der Energydrink belastet auch das Herz und beeinträchtigt die Blutversorgung des Gehirns. Zu diesem Schluss kommen Mediziner um Erik Grasser von der Universität Freiburg in einer neuen Studie, bei der sie die Wirkung des koffeinhaltigen Getränks mit jener von Wasser verglichen haben («European Journal of Nutrition», online).
Die Hersteller von Red Bull behaupten, dass ihr Drink «Geist und Körper belebt» – die Freiburger Forscher wollten wissen, was wirklich hinter solchen Marketingversprechungen steckt. Sie liessen 25 gesunde Menschen im Alter von 20 bis 31 Jahren entweder eine 355-Milliliter-Dose Red Bull oder Wasser trinken. «Anders als in bisherigen Studien haben wir nicht kurze Zeit nach dem Genuss oder bloss ein einziges Mal die Auswirkungen auf den Blutkreislauf untersucht, sondern kontinuierlich während zwei Stunden», erklärt Erik Grasser.
Nach dem Konsum des wohl beliebtesten aller Energydrinks stieg der Blutdruck während 80 Minuten an und blieb bis zum Ende der Messungen erhöht. Der Puls sank in der ersten halben Stunde, stieg dann aber nach 60 Minuten ebenfalls an. In der zweiten Stunde nach dem Genuss von Red Bull schlug das Herz im Durchschnitt vier Schläge pro Minute schneller, und es pumpte insgesamt mehr Blut durch den Körper, als wenn die Versuchsteilnehmer zuvor Wasser getrunken hatten.
Nicht besser im Rechnen
Dass insbesondere das Koffein in Energydrinks eine anregende Wirkung auf das Herz-Kreislauf-System hat, wurde schon in anderen Untersuchungen beobachtet. Erstaunt waren die Wissenschafter der Universität Freiburg aber, als sie mittels Ultraschallmessungen feststellten, dass Red Bull in der grössten der drei Hirnarterien auch den Widerstand erhöhte und dadurch die Fliessgeschwindigkeit des Blutes abnahm. «Obwohl wir das nicht direkt gemessen haben, könnte sich dadurch der eigentliche Blutfluss ins Gehirn um rund 10 Prozent verringern», erklärt Grasser.
Dieser Befund stellt zumindest die belebende Wirkung von Red Bull auf den Geist infrage. In einer noch nicht veröffentlichten Nachfolgestudie der Freiburger Forscher schlossen die Teilnehmer nach einer Dose Red Bull bei Kopfrechnungen jedenfalls nicht besser ab. «Die in der Werbung versprochenen Vorteile überwiegen nicht, und man muss wissen, dass der Konsum von Energydrinks wie Red Bull auch Nachteile haben kann», erklärt der Mediziner Erik Grasser.
«Die Studie zeigt keine Effekte, die über jene einer Tasse Kaffee hinausgehen würden», kommentiert Red Bull Schweiz auf Anfrage die Ergebnisse. Und es sei schwer zu verstehen, warum keine Koffein-Kontrollgruppe oder andere Getränke wie Kaffee oder Orangensaft in die Studie einbezogen worden seien. Red Bull sei nicht gesundheitsgefährdend, erklärt Grasser, und Energydrinks unterschieden sich in ihrer Wirkung tatsächlich nicht wesentlich von Kaffee. «Aber auch eine Tasse Kaffee ist für junge Menschen nicht geeignet.» Die amerikanische Akademie der Kinderärzte hat deshalb 2011 in einer umfassenden Analyse klipp und klar festgehalten, dass Energydrinks, die stimulierende Substanzen enthalten, in der Ernährung von Kindern nichts zu suchen haben.
Aus ethischen Gründen ist es nicht angebracht, an Jugendlichen Experimente mit koffeinhaltigen Getränken durchzuführen. Bei den unter 15-Jährigen hat der Konsum von Energydrinks in der Schweiz indessen in den vergangenen Jahren stetig zugenommen. Das lässt sich in der Umgebung von Primarschulen beobachten, wenn sich Viertklässler mit ihrem Sackgeld heimlich Red Bull oder die billigeren Energydrinks von Coop oder Migros kaufen. Das zeigen aber auch die einzigen für die Schweiz verfügbaren Zahlen (siehe Grafik Seite 54).
Mehrere Drinks pro Tag
Laut einer Schülerbefragung von Sucht Schweiz, der Schweizerischen Fachstelle für Alkohol- und andere Drogenprobleme in Lausanne, tranken 1998 lediglich 5,5 Prozent der 15-jährigen Knaben und 2,4 Prozent der gleichaltrigen Mädchen ein- oder mehrmals täglich solche Drinks. 2010 waren die entsprechenden Anteile bei den Knaben schon auf 14 und bei den Mädchen auf 7,6 Prozent angestiegen. Im gleichen Jahr gaben fast 60 Prozent der 15-jährigen Knaben und 38 Prozent der Mädchen an, sie konsumierten mindestens einmal pro Woche Energydrinks, die durchschnittlich 80 Milligramm Koffein pro 250-Milliliter-Dose enthalten.
Auch zwanzig Jahre nach der Einführung steigen die Verkaufszahlen beim Marktführer Red Bull in der Schweiz an – wenn auch nur noch langsam. 1995 setzte die Red Bull AG nach eigenen Angaben hierzulande 9 Millionen Dosen ab, 2012 waren es 119 Millionen und 2013 120 Millionen; das macht 15 Dosen pro Kopf. Weltweit verkaufte Red Bull letztes Jahr rund 5,3 Milliarden Dosen, mit den grössten relativen Zunahmen in Indien (plus 55 Prozent) und in Japan (plus 32 Prozent).
Energydrinks enthalten neben Koffein in der Regel Taurin, den Abkömmling einer Aminosäure, die im menschlichen Körper vorkommt und auch in der Nahrung zu finden ist. Der Stoff soll die stimulierende Wirkung des Koffeins auf die Herzfunktion und den Kreislauf verstärken, wobei diese Wirkung unter Fachleuten umstritten ist. Ähnliches gilt für das Glucuronolacton, das entgiftende Eigenschaften aufweisen soll, aber den Stoffwechsel sowie die körperlichen Leistungen des Menschen wohl eher nicht beeinflusst. «Wahrscheinlich ist Koffein für sämtliche Effekte von Energydrinks verantwortlich», erklärt Erik Grasser.
Maximal 500 Milligramm Koffein pro Tag
Aber auch wenn Koffein natürlicherweise in Kaffee oder Tee vorkommt: Harmlos ist das Alkaloid nicht. Überdosierungen führen mitunter zu einer Koffeinvergiftung, die von der Weltgesundheitsorganisation WHO als eigenes Krankheitsbild definiert wird und sich in Symptomen wie Nervosität, Unruhe, Zittern, Schlaflosigkeit oder Herzrasen äussern kann. Laut einer Analyse von Ärzten um Chad Reissig von der Johns Hopkins University in Baltimore ist die Gefahr einer Überdosierung besonders gross bei Menschen, die den Konsum von Koffein nicht gewohnt sind – was bei Jugendlichen und vor allem Kindern die Regel sein sollte. Bezeichnend auch: Verzichtet ein gewohnheitsmässiger Konsument auf Koffein, treten Entzugserscheinungen auf, etwa Kopfweh oder Müdigkeit.
Erwachsene, die keine Empfindlichkeit auf Koffein aufweisen, sollten gemäss einer Empfehlung der amerikanischen Ärztegesellschaft nicht mehr als 500 Milligramm Koffein täglich zu sich nehmen. Das entspricht rund fünf Tassen Kaffee. Jugendliche sollten sich auf 100 Milligramm pro Tag beschränken. Weil auch Schokolade, Kakao oder Softdrinks wie Coca-Cola Koffein in geringeren Mengen enthalten, besteht aber die Gefahr, dass Heranwachsende das tägliche Quantum an Koffein mit Energydrinks viel schneller überschreiten.
«Es gibt gefährlichere Getränke als Energydrinks, aber Jugendliche sollten im Umgang damit eine gute Balance finden», sagt Monique Portner-Helfer von Sucht Schweiz. «Denn Energydrinks sind im Prinzip Dopingmittel – wenn auch legale. Sie haben viele Kalorien, ohne zu sättigen, sie greifen die Zähne an und sie wirken aufputschend.» Die Suchtexpertin rät deshalb den Eltern, mit ihren Kindern das Gespräch über den Gebrauch der Drinks zu suchen. Denn die Werbung für den Kick an Energie «überall und jederzeit» und das Propagieren von Helden richtet sich gezielt an das Lebensgefühl junger Menschen.
Im Prinzip müssen auf den Getränkedosen in der Schweiz die Hinweise stehen, dass Energydrinks für Kinder, Schwangere, Stillende sowie koffeinempfindliche Personen nicht geeignet sind und dass sie wegen des erhöhten Koffeingehalts nur in begrenzten Mengen konsumiert werden sollten. Doch wer am Wochenende unterwegs ist, stellt schnell fest: Energydrinks sind besonders mit Alkohol gemischt unter Jugendlichen äusserst beliebt. Sie kaschieren den für viele unangenehmen Alkoholgeschmack und überdecken die alkoholbedingte Schläfrigkeit. Und weil sich die Kids dann fitter einschätzen, als sie in Tat und Wahrheit sind, trinken sie noch mehr.
Da mag es befremdlich wirken, dass auf Energydrinks in der Schweiz seit dem Januar dieses Jahres die Warnung «nicht zusammen mit Alkohol mischen» nicht mehr obligatorisch ist, wie Mark Stauber vom Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) bestätigt. Grund dafür ist eine Anpassung des Lebensmittels-Verordnungsrechts an internationale Bestimmungen zum Abbau von Handelshemmnissen. Denn zuvor war das Mischen von Energydrinks mit Alkohol verboten. Ein Verbot, von dem kaum jemand etwas wusste; daran gehalten hat sich niemand. Nach einer Übergangsfrist von zwei Jahren muss dafür neu auf jeder Dose stehen, mit welcher Menge jene Ration an Koffein erreicht wird, die pro Tag nicht überschritten werden sollte.
«Wir sind uns der Problematik um die Energydrinks bewusst», sagt Mark Stauber. «Aber alles hängt von der Menge ab, welche die Jugendlichen konsumieren.» Die europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit erarbeitet derzeit Empfehlungen für einen vernünftigen Konsum. Das ist gut gemeint, nützen wird es nicht allzu viel.
... und was im Blick davon übrig blieb ...
Quelle: http://www.blick.ch/news/verle…-traegheit-id2818753.html
ZitatAlles anzeigenBrisante Studie
Verleiht Red Bull dem Geist Trägheit?
FREIBURG - Von wegen belebend! Energy-Drinks wie Red Bull sollen die Blutversorgung des Hirns beeinträchtigen. Zu diesem Schluss kommen Mediziner der Uni Freiburg.
Publiziert: 13.47 Uhr, Aktualisiert: 14.23 Uhr
Der Drink sei so belebend, dass er Flügel verleihe, verspricht die Werbung. Doch Red Bull und andere Energy-Drinks bewirken viel mehr das Gegenteil, sagen Mediziner der Universität Freiburg: Sie belasten das Herz und verringern die Fliessgeschwindigkeit des Blutes in der Hauptarterie des Hirns.
Das haben die Forscher laut der «NZZ am Sonntag» bei Tests mit 20 bis 31 Jahre alten Probanden herausgefunden. Letztere mussten entweder eine Dose Red Bull oder die gleiche Menge Wasser trinken. Dann testeten die Mediziner die Auswirkungen auf den Blutkreislauf während zwei Stunden.
Dass Red Bull dabei eine anregende Wirkung auf das gesamte Herz-Kreislauf-System hatte, erstaunte die Forscher nicht. Überrascht waren sie aber, als sie feststellten, dass Red Bull in der grössten der drei Hirnarterien den Widerstand erhöhte und damit die Fliessgeschwindigkeit des Blutes abnahm. 10 Prozent weniger Blutzufluss im Hirn bedeute das.
Der Befund stelle zumindest den belebenden Einfluss des Energy-Getränkes auf den Geist in Frage. Gesundheitsgefährdend sei Red Bull aber gemäss diesen Resultaten nicht. Red Bull Schweiz kritisierte in der «NZZ am Sonntag», dass bei der Studie nicht noch andere Getränke wie Kaffee oder Orangensaft einbezogen wurden.
Meine Meinung:
Da ich mich auch schon einige Minuten mit Pumpen beschäftigt habe, ist dieses Ergebnis eigentlich wenig erstaunlich und sogar physikalisch erklärbar - Davon erfährt man im Blick aber garnichts - Ist ja nicht so wichtig, wer braucht schon Physik und so?
Neben dem in der NZZ am Sonntag erwähnten erhöhten durchflusswiederstand gibt es meiner Anicht nach aber noch weitere relevante Effekte.
Auch bei erhöhtem Puls und erhöhtem Blutdruck bleibt das Blut ist immer noch ein inkompressibeles Fluid, das Herz (Hub-) Volumen ist gleich gross und der Arterien-Querschnitt bleibt auch unverändert.
Da das Herz eine pulsierende diskontinuierliche Förderungs-Charakteristik hat, gibt es für das Gesamtsystem einen optimalen Betriebsbereich - In welchem wir uns üblicherweise befinden. Wenn man die Frequenz erhöht, wird das Zeitfenster für einen Arbeitshub kleiner. Während in einer solchen Situation die "Nebenzeiten" für die Klappenumschaltung annähernd unverändert bleiben, wird das Zeitfenster für das Ansaugen und Ausstossen entsprechend kleiner. Zusammen mit den veränderten Druckverhältnissen die zu erhöhtem durchfluss Wiederstand führen hat dann eine reduzierte Menge zur Folge.
PS: Kein Anspruch auf medizinische Korrektheit! Kontaktieren Sie Ihren Arzt, Apotheker oder Blick Journalist ähm dann doch lieber der von der NZZ