Vorgeschichte:
Vor einiger Zeit hat sich das 3G Modul von meinem HTC One V überraschend verabschiedet. Da das Gerät schon 1.5 Jahre alt war und der nicht (ohne erhebliche Bastelei) austauschbare Akku seine besten Tage auch schon hinter sich hatte, war der Entscheid für eine Neuevaluation sofort klar.
Frei nach Murphy musste das Ganze natürlich während der Skiferien passieren - Zum Glück hat man aber immer noch ein Reserve 3G Modem mit dabei
Da ein Smartphone bei meinem Alltag und meinen Gewohnheiten doch einiges mitmachen muss bin ich auf robuste Lösungen angewiesen. Zur Überlebensverlängerung habe ich bisher immer umschliessende Metall Schutzhüllen und Bildschirm Folien dazu gekauft.
Ebenfalls wollte ich entgegen dem allgemeinen Trend zu immer grösseren Displays wieder etwas kompaktes das in der Tasche nicht stört.
Nach einer Google session bin ich auf das CAT B15 gestossen. Military Standard 810G und IP67 Zertifizierung sind da ganz nach meinem Geschmack. Ausgehend von den Erfahrungen mit meinem Sonim XP3 Quest Pro Mobiltelefon hat dieses Gerät in meiner Umgebung durchaus gute Überlebenschancen. Da auch die anderen eingehend genannten Anforderungen im wesentlichen erfüllt wurden habe ich mir so ein Kätzchen gekauft.
Überblick:
Nach dem ich das Teil nun schon einige Monate nutze denke ich ist es ein guter Zeitpunkt mal einen Augenschein zu nehmen.
Die detaillierten Spezifikationen gibt es auf der Website http://www.catphones.com/phones/b15-smartphone.aspx.
Hier aber trotzdem ein kurzer Auszug.
Das CAT B15 hat ein 4" Display und ist 170g schwer. Unter der Haube ist ein Media Tek. MT6577, 1 GHz DualCore CPU, 512 Mb Ram, 4 GB Speicher (Davon 2.6 GB frei nutzbar) und ein 2000 mAh Akku. Das Ganze läuft mit einem unwesentlich modifizierten Android 4.1 Jelly Bean.
Positives:
+ Robust
Die Konstruktion ist sehr robust und hat bis jetzt alles schadlos überstanden. Gut der eine oder andere Kratzer (nicht auf dem Display) ist schon vorhanden. Wenn ich aber sehe wie gewisse Samsung Galaxy und iPhone Geräte von Kollegen aussehen, die mal vom Tisch auf den Teppich gefallen sind...
+ Display
Es ist sehr hell und immer gut ablesbar. Die automatische Helligkeitsanpassung ist aber oft ein wenig träge. Die angepriesene Bedienbarkeit bei Nässe ist wirklich gegeben. Wie gesagt hat das GorillaGlass Display bisher noch keine Kratzer kassiert. In diesem Zusammenhang möchte ich noch erwähnen dass das Display "nur" 480x800 Pixel hat. Damit ist es zwar kein Multimedia wunder, aber wer ein Smartphone zum arbeiten braucht ist damit gut bedient.
+ Dual Sim
Ein sinnvolles Feature vor allem wenn man geschäftlich und privat wirklich trennen möchte und deshalb zwei Telefonnummern hat.
+ Akku
Der hält und hält. Man kann locker 8 Stunden via 3G Radio streamen (was ich als eher intensive Nutzung sehe) und hat dann immer noch einige Prozent übrig. Bei einer üblichen Nutzung muss man sich also absolut keine Sorgen machen, dass einem unter Tag der Strom ausgeht. Da der Akku herausnehmbar ist, kann man diesen auch einfach ersetzen wenn die Gesamtkapazität mit zunehmendem Alter nicht mehr den Ansprüchen genügt.
Negativ:
- USB Anschluss
Der Micro USB Anschluss sitzt sehr tief. Dadurch lassen sich sehr viele Handelsübliche Kabel nicht einstecken da der Stecker zu hoch gebaut ist. Bei mir passten ca. 2/3 der Kabel (aus verschiedensten Quellen) die ich rum liegen hatte nicht. Die meisten Stecker kann man aber durch Herausschneiden von 1-2 Ecken kompatibel machen. Diese Gegebenheit schreit aber fast nach Murphy Ereignissen, vor allem wenn man trotzdem mal irgendwo schnell Strom braucht.
USB Stecker Modifikation: Bild 1 und Bild 2.
- Kein LED Indikator
Leider fehlt ein LED das einem optisch auf Ereignisse wie eingehende Nachrichten oder den Akku Ladezustand etc. aufmerksam machen kann. Man muss immer den Bildschirm aktivieren und dort schauen. Dies ist kein Killer-Kriterium. Trotzdem ist es etwas was einem fehlt wenn man sich gewohnt war damit zu arbeiten.
- Kein LED Blitz / Taschenlampe
Leider fehlt ein LED Blitz den man auch als Taschenlampe verwenden kann. Das fehlen dieses Features hat mich vor allem in Anbetracht der Zielgruppe sehr verwundert, denn etwas Licht am richtigen Ort ist nie falsch. Klar haben die meisten Handwerker immer auch eine vollwertige Taschenlampe mit dabei. Vor allem aber beim Fotografieren ist eine externe Taschenlampe nicht unbedingt optimal da man dazu neigt einige Bildabschnitte zu überblenden. Zudem muss man zwei Geräte halten.
In diesem Zusammenhang ist es interessant dass das relativ ähnlich aufgebaute CAT B100 Telefon über dieses Feature verfügt.
- "Symmetrische" form
Das Smartphone hat kein eindeutigen förmlichen Merkmale um die Ausrichtung auf den ersten Griff zu erkennen. Womit man das Smartphone in gefühlten 80% der Fälle (frei nach Murphy) verkehrt herum in der Hand hat nach dem man es aus der Tasche gezogen hat.
- Sicherheit und Verschlüsselung
Die integrierten 4 GB Speicher (System, App storrage und Telefonspeicher) lassen sich mit den Android Bordmitteln verschlüsseln. Die optionale zusätzliche SD Karte allerdings nicht.
Bisher habe ich hier noch keine App gefunden die mir dieses Problem löst, ohne den Bedienkomfort all zu sehr einzuschränken.
Ein weiterer Kritikpunkt in Bezug auf Sicherheit und Verschlüsselung ist, dass für die Verschlüsselung und den Entsperrvorgang zwingend das gleiche Passwort verwendet wird. Da dies aber bei allen Android Geräten die ich besitze so ist, denke ich dass dies ein Android bedingtes "Problem" ist. Ich meine der Entsperrvorgang wird X-Mal am Tag vollzogen. Aus dem Sicherheitsgedanken sollte für die Verschlüsselung ein 20+ Zeichen langeds Passwort gewählt werden. Doch sind wir ehrlich, wer ist bereit dies bei jedem Entsperrvorgang einzugeben? m weiteren denke ich kann kaum jemand _immer_ verhindern dass jemand die Eingabe sehen könnte vor allem da man bei der Aktivierung der Verschlüsselung zwingend zahlen und Buchstaben verwenden muss die einzeln angetippt werden müssen. Das unter umständen schwieriger zu erkennende Muster steht nicht zur Auswahl. Unter Anbetracht dieser Gegebenheiten ist die Verschlüsselung eigentlich fast schon wirkungslos. Diese Ausschweifung wäre eigentlich fast schon ein eigenes Thema wert...
- Kein 4G oder NFC
Da sich der Hardware Plattform leider nicht gerade im High end Sektor bewegt wird weder 4G NFC unterstützt. Beide Funktionen sind (noch) nicht lebensnotwendig. trotzdem wäre es schon gewesen.
- Kleiner App Storrage
Der für den Benutzer sichtbare Telefonspeicher ist in 1007 MB App-Storage und 1615 MB Data-Storage aufgeteilt. Der App-Storage ist dabei viel zu klein bemessen. Ich würde mich jetzt nicht als App-Fetischisten bezeichnen der jede App zu irgendwas gleich installiert. trotzdem hatte ich schon am 2. Tag der Verwendung eine "App-Storage voll" Warnung auf dem Schirm. Das Hauptproblem sind die zahlreichen vorinstallierten Anwendungen die man ohne rooten des Smartphones nicht deinstallieren kann. Und auf einige könnte man wirklich verzichten wenn man den zugehörigen Dienst nicht nutzt. Alleine alle Google Anwendungen belegen zusammen schon über 300 MB. Darunter auch der absolute Spitzenreiter Google Chrome mit 73 MB als Pflicht Konkurrenz zum integrierte Android Browser. Da viele sonstige Apps zwischen 20 und 30 MB belegen (Facebook - auf Platz 2 - gönnt sich auch mal 66MB) bleibt da schnell nicht mehr viel übrig. Auch die Tatsache dass sich viele Apps garnicht oder nur teilweise in den Telefonspeicher verschieben lassen trägt nicht gerade zur Entschärfung der Situation bei bzw. macht das Ganze einfach umständlicher.
Preis:
Im April habe ich bei Brack 365 CHF bezahlt.
Fazit:
Als langjähriger Sonim Rugged Phone Nutzer habe ich eigentlich schon lange ein gleichwertiges Smartphone gesucht. Sonim hatte mit dem XP2 selber sogar einmal einen entsprechenden Ansatz im Programm. Da als Betriebsystem jedoch eine mir bis dahin unbekannte Plattform zum Einsatz kam zu welcher es nur sehr wenige Applikationen gab war es keine echte Option. Neben Sonim hat isch sonst kein namhafter Hersteller ernsthaft mit besonders Widerstandsfähigen Geräten beschäftigt. Und jetzt soll mir keiner mit dem Nokia 3210 oder anderen Telefonen mit etwas Gummi drum rum kommen
Im vergangenen Herbst war Facebook dann der Ansicht dass mich ein Rugged Smartphone interessieren könnte und hat mir die Anzeige eines chinesischen Produktes geschaltet dessen Namen ich aber wieder vergessen habe. Die Hardware Spezifikationen und die Verwendung des damals schon recht veralteten Android 2.3 waren nicht überzeugend. Auch dass ich den Namen dieses Herstellers noch nie gehört hatte und das Produkt für ca. 80 CHF angeboten wurde, war nicht sehr vertrauenserweckend.
Da keine ernstzunehmenden Konkurrenz Produkte am Markt sind muss ich die genannten Kritik Punkte in Kauf nehmen und sagen - Das CAT B15 kommt dem Smartphone, dass ich mir schon immer gewünscht habe sehr nahe :-).
Zwischenzeitlich haben bereits zwei Kollegen auch ein B15. Einer hat es gekauft nach dem ich Ihn darauf aufmerksam gemacht habe, der andere kam unabhäng von mir drauf.
Links:
Hersteller http://www.catphones.com
Produkte Seite: http://www.catphones.com/phones/b15-smartphone.aspx
Ausführliches Review (Englisch) http://www.trustedreviews.com/cat-b15_Mobile-Phone_review
Nachtrag - Ankündigung CAT B15Q:
Zwischenzeitlich wurde das CAT B15Q angekündigt (Coming soon). Das Q steht dabei für Quadcore.
Als wesentliche Änderung im Vergleich zum alten B15 ist die leistungsfähigere Plattform mit einer 1.3 GHz Quadcore CPU und 1 GB RAM sowie der Einsatz von Android 4.4 KitKat angekündigt.
Ebenfalls wird es (wie von mir bemängelt) einen LED Blitz haben der auch als Taschenlampe eingesetzt werden kann.
Die übrigen Spetzifikation scheinen unverändert zu bleiben.